marktbericht
Die drohende Eskalation der Lage im Nahen Osten hat die Rohstoff- und Finanzmärkte fest im Griff. Während Gold- und Ölpreise steigen, fallen die Aktienkurse.
Der Nahostkrieg hat die Börse nun doch wieder eingeholt. Sah es einige Tage so aus, als könne sich der Aktienmarkt von dem Konflikt zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas halbwegs abkoppeln, hat die jüngste Eskalation mit dem Raketeneinschlag in ein Krankenhaus im Gazastreifen den Konflikt wieder in den Fokus der Märkte gerückt. Ablesbar ist das vor allem an den Rohstoffmärkten: Der “sichere Hafen” Gold ist gesucht und die Ölpreise ziehen an.
Der DAX notiert derzeit mit einem Abschlag von knapp einem Prozent auf Tagestief. Dabei hat der Leitindex das Tief vom Montag bei 15.103 Zählern knapp unterschritten. Unterstützung für das Börsen-Barometer kommt derweil von starken Kursgewinnen der Adidas-Aktie nach einer Anhebung der Jahresziele.
Dabei unterstützt der nahende kleine Verfallstag am Freitag eher eine Seitwärtsbewegung im DAX. Laut dem ING-Experten Christian Zoller ist eine Abrechnung im DAX-Future am Freitag im Bereich von 15.250/15.300 Punkten wahrscheinlich. Nach dem Verfallstermin könne es in der kommenden Woche bergab gehen.
Die US-Märkte sind mit Abschlägen gestartet. Eine halbe Stunde nach Handelsbeginn büßt der Dow Jones 0,3 Prozent ein.
Der Technologieindex Nasdaq 100 gibt mit 0,5 Prozent etwas deutlicher nach.
Die drohende Eskalation der Lage im Nahen Osten treibt unterdessen den Goldpreis weiter in Richtung der Marke von 2.000 Greenback. Zur Wochenmitte wird die Feinunze Gold in der Spitze bei 1.958 Greenback gehandelt – das sind rund 33 Greenback mehr und der höchste Stand seit vier Wochen. Damit setzt das gelbe Edelmetall den starken Anstieg seit dem Angriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel fort.
Seit dem 6. Oktober hat sich das Edelmetall um mehr als 100 Greenback je Feinunze verteuert. Sollte sich der Konflikt auf andere Länder ausweiten, dürfte der Goldpreis aufgrund seiner Rolle als “sicherer Hafen” weiter zulegen, prognostizierte die Rohstoffexpertin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank.
Am Ölmarkt haben die Preise angesichts der eskalierenden Lage im Nahen Osten einen Satz nach oben gemacht. Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus China stützten ebenfalls die Preise, förderten sie doch die Spekulation auf eine höhere Nachfrage.
Am frühen Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember 91,14 Greenback.
Ein zusätzlicher, im Hintergrund weiter schwelender, Risikofaktor für die Aktienmärkte ist darüber hinaus der Handelskrieg zwischen den USA und China. Die USA haben verschärfte Beschränkungen der Ausfuhren hochmoderner Halbleiter nach China angekündigt. Der US-Handelsministerin Gina Raimondo zufolge zielen die Maßnahmen besonders auf Chinas Kapazitäten zur Entwicklung von KI-Technologie ab.
Bislang standen der US-Chiphersteller Nvidia und dessen Hochleistungschip H100 im Zentrum der US-Exportverbote. Die Aktualisierung der Exportregeln sieht nun auch ein Ausfuhrverbot für weitere, weniger leistungsstarke Halbleiter von Nvidia und weiteren Herstellern vor.
An der Wall Road dürfte es zur Wochenmitte bergab gehen. Der Future auf die Standardwerte im US-Leitindex Dow Jones Industrial Common büßt zur Stunde 0,4 Prozent ein. Der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 steht 0,6 Prozent tiefer.
Im DAX ist die Adidas-Aktie am frühen Nachmittag der größte Gewinner. Nach dem zweiten erfolgreichen Schlussverkauf von “Yeezy”-Schuhen rechnet der Sportartikelhersteller in diesem Jahr nur noch mit einem kleinen Verlust. Das operative Minus werde nur noch bei etwa 100 Millionen Euro liegen, 350 Millionen weniger als im Sommer vorhergesagt, teilte Adidas gestern Abend mit. Im Sog von Adidas verbuchen auch Puma-Papiere im MDAX starke Kursgewinne.
Papiere von Continental haben ihre jüngste Kurserholung ausgebaut. Offenbar steht bei dem Reifenkonzern und Autozulieferer der Verkauf von Bereichen der Autonomen Mobilität auf dem Prüfstand. Dies hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg am Vorabend unter Berufung auf intestine informierte Kreise gemeldet. Eigentlich sei dies nicht neu, sagte ein Börsianer. Die Pläne blieben aber interessant.
Einen vorderen Platz im DAX belegt auch die Aktie von Daimler Truck, im SDAX ist Traton stark gefragt. Die beiden Nutzfahrzeughersteller profitieren von einem überraschend hohen Quartalsgewinn des schwedischen Lastwagen- und Busherstellers Volvo.
Im MDAX steht die Lufthansa-Aktie unter Druck. Die US-Financial institution Citigroup hat die Titel von “Purchase” auf “Impartial” abgestuft und das Kursziel von 14 auf 7,90 Euro gesenkt. Analyst Sathish Sivakumar begründet dies in seiner Branchenstudie mit zunehmenden Risiken für das Margenziel der Frankfurter für das Geschäftsjahr 2024. Höhere Kerosinkosten und Probleme mit GTF-Triebwerken bremsten das Kostensenkungspotenzial. Zudem sieht er Ergebnisrisiken im Frachtbereich.
Der ebenfalls im MDAX notierte Autozulieferer Hella hat seine Geschäfte in den ersten neun Monaten deutlich ausgeweitet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kletterte der Umsatz um 13 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro, wie der zum französischen Autozulieferer Faurecia gehörende Konzern mitteilte. Hella wachse in allen Bereichen und in allen Regionen, sagte Unternehmenschef Michel Favre.
Wegen der Konjunkturschwäche der Chemiebranche baut der Spezialchemiekonzern Lanxess weltweit etwa jede 15. seiner Stellen ab. Um sich effizienter aufzustellen, sollen die Kosten im Jahr um 150 Millionen Euro gesenkt werden, wie ein Unternehmenssprecher am Dienstagabend sagte. Zu den Maßnahmen zähle der Abbau von 870 Vollzeitstellen, davon 460 in Deutschland.
Nach einem Geschäftseinbruch im vergangenen Jahr hat der On-line-Dealer FlatexDegiro im Sommer wieder deutlich zugelegt. Dank gestiegener Zinsen und höherer Provisionen professional Transaktion sprang das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) um 70 Prozent nach oben auf rund 41 Millionen Euro.
Der Chipausrüster ASML hat im dritten Quartal bei den Bestellungen die Schwäche der Branche voll zu spüren bekommen. Der Wert der Neuaufträge sei im Vergleich zum Vorquartal um 42 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro eingebrochen, teilte das EuroStoxx-50-Schwergewicht heute mit. Der Umsatz sank um etwas mehr als drei Prozent auf knapp 6,7 Milliarden Euro.
An der Börse in Hongkong hob die BYD-Aktie ab. Sie gewann über sechs Prozent. Der Elektroautobauer hatte gestern bekanntgegeben, dass er aufgrund robuster Umsätze und effektiver Kostenkontrolle mit einem Gewinnanstieg im dritten Quartal rechnet. Der Nettogewinn könne bis auf 11,55 Milliarden Yuan (rund 1,5 Milliarden Euro) wachsen und sich damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppeln.
Nach zwei Unfällen mit Fußgängern in San Francisco ist die Robotaxi-Firma Cruise ins Blickfeld der US-Verkehrsbehörde geraten. Die NHTSA leitete eine Voruntersuchung ein, die unter anderem klären soll, ob die zum Teil komplett fahrerlosen Fahrzeuge der Common-Motors-Tochter zu nahe an Menschen heranfahren.
Microsoft-Chef Satya Nadella hat sich zuversichtlich gezeigt, dass Software program mit Künstlicher Intelligenz auch in Zukunft ein Werkzeug unter Kontrolle der Menschen bleiben wird. Auf dem Weg zu Programmen, die sich selbst verbessern können, lägen noch viele Zwischenschritte, betonte Nadella am Abend bei der Verleihung des Axel Springer Awards in Berlin. “Und wir als Menschen sind intestine darin, sehr mächtige Technologie mit einer Menge Regeln, Regulierung und Sicherheits-Requirements zu nutzen.”
Die US-Fluggesellschaft United Airways hat mit ihrer Gewinnprognose für das laufende Vierteljahr an der Börse für Enttäuschung gesorgt. Bleiben die Flüge nach Tel Aviv nur bis Ende Oktober ausgesetzt, rechnet United für das laufende Quartal mit einem Gewinn professional Aktie von 1,80 Greenback. Bei einem Stopp bis Ende des Jahres wären es nur 1,50 Greenback, wie die Airline prognostizierte.
Der US-Onlinehändler Amazon setzt nach eigenen Angaben bereits 10.000 Elektro-Lieferwagen des Herstellers Rivian für die Auslieferung seiner Waren in den USA und Europa ein. Amazon habe bereits 150 Millionen Lieferungen mit Rivian-Transportern durchgeführt, teilte das Unternehmen mit. Bis 2030 sollen mindestens 100.000 elektrische Lieferwagen auf den Straßen unterwegs sein. Amazon ist an dem Elektroautohersteller beteiligt.